Wissenskommunikation im 19. Jahrhundert
Wissenschaftliche Leitung: Prof. Dr. Lothar Gall
Wissenskommunikation, verstanden als ein dynamischer Prozess der Produktion, Weitergabe und Anwendung von Wissen, ist an Orte und Institutionen gebunden. Stets werden dabei traditionelle Wissensbestände erweitertm verworfen und neu bewertet. Durch exklusiven Wissensgebrauch entstehen neue gesellschaftliche Autoritäts- und Kompetenzstrukturen.
Im Rahmen des 7. Nassauer Gesprächs wurden diese komplexen Zusammenhänge mit Blick auf die sogenannte "Wissensrevolution" im 19. Jahrhundert untersucht. Es ging dabei zum einen um elementare Kulturtechniken und Wissensbestände, die in jeder Gesellschaft besonders strikt normiert und durch die primären Sozialisationsagenturen Familie, Schule und Kirche tradiert werden.
Einen zweiten Schwerpunkt bildeten jene Bildungsanstalten, die spezifische Kompetenz für die Popularisierung und Kanonisierung von "Kulturwissen" beanspruchten und die als kulturelle Vermittler normative Vorstellungen, Werte und Wissensbestände prägten.
Die Ergebnisse dieses Nassauer Gesprächs wurden als Band 6 im Franz-Steiner-Verlag veröffentlicht. Die wissenschaftliche Leitung lag in Händen von Prof. Dr. Lothar Gall.
Programm:
Donnerstag, 9. November 2000
Begrüßung und Schlossführung
Sektion A: Die Weitergabe und Einübung elementarer Kulturtechniken
1. Haus und Familie als sozialer Raum vorschulischer Weltorientierung
Wissensgrundlagen und Vorstellungen von Kindheit im 19. Jahrhundert
Andreas Schulz
"Was Hänschen (nicht) lernt...". Thesen und Fragen zur außerschulischen Sozialisation von Kindern im 19. Jahrhundert
Jürgen Schlumbohm
2. Die normativen Grundlagen gesellschaftlicher Wissenstradition: Das staatlliche und kirchliche Elementarschulwesen
"Weltvermittlung" zwischen Kirchengebot und Staatsanspruch - Die Schule in der ländlichen Kultur Bayerns
Werner K. Blessing
Weltorientierung durch Schulwissen? Unterricht und Erziehung an städtischen Elementarschulen im 19. Jahrhundert
Barbara Wolbring
Freitag, 10. November 2000
Sektion B: Die Normierung und Kanonisierung von Kultur- und Bildungswissen
3. Die Institutionalisierung von Kulturwissen: Das Bildungsprogramm von Museen, Bibliotheken und Volkshochschulen
Welche Wissensbestände vermittelten Volksbibliotheken und Volkshochschulen im späten Kaiserreich?
Dieter Langewiesche
Wissenskanonisierung und -popularisierung in Museen des 19. Jahrhunderts - das Beispiel des Senckenberg-Museums in Frankfurt am Main
Carsten Kretschmann
4. Formen gesellschaftlicher Wissenspopularisierung: Die bürgerliche Vereinskultur
Formen gesellschaftlicher Wissenspopularisierung: Die bürgerliche Vereinskultur
Dieter Hein
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